Missingkaln (Messingberg)
Geht man von der Avotu iela (Quellenstraße) die Bachstraße hinunter zum Fluss, über die Kurschinsky-Brücke und danach wieder bergauf, gelangt man zur Brīvības iela (Freiheitsstraße), die am Missingkaln entlang zu den Parkanlagen führt.
Schon im Sitzungsprotokoll des Stadtrates vom 11. Mai 1896 wird der Missingkaln als Vergnügungsstätte der Hasenpother erwähnt. An dem Tag wurde über die Hasenpothschen Feierlichkeiten anlässlich des Krönungstages (am 14. Mai) seiner Kaiserlichen Hoheit beraten. Da hieß es: „am Abend des zweiten Feiertages wird von 4 bis 9 Uhr Volksvergnügen im Wald vom Missingkaln veranstaltet.”
Bis zur Agrarreform gehörte der Missingkaln zum Gutshof und war Eigentum des jeweiligen Gutsherrn. Am 30. Juni 1920 berichtete die Stadtverwaltung dem Landwirtschaftsministerium, dem zentralen Komitee für Bodenordnung und dem Departement für Forstwirtschaft, dass man die Absicht habe, auf dem Missingkaln einen Park zum Wohle aller Einwohner anzulegen.
Am 23. September 1924 berichtete Aleksandrs Zvanītājs, oberster Landmesser der Abteilung Vermessung im Departement für Ackerbau des Landwirtschaftsministeriums, der Hasenpothschen Stadtverwaltung, dass ,,innerhalb der Hasenpothschen Stadtgrenzen, auf dem Missingkaln (96 m über dem Meeresspiegel) das Signal „Aizpute” des trigonometrischen Netzes 1. Ordnung errichtet worden ist.” Dabei ging es um das Gerüst auf dem höchsten Punkt des Missingkalns.
Am 7. Mai 1929 berichtete das damalige Stadthaupt dem Hasenpothschen Oberförster wegen der Sicherheit im Park „Missingkaln” von unerlaubten Verwüstungen.
"Obwohl der Schutz des Parks, «Missingkaln» der Hasenpothschen Stadtverwaltung übertragen sei, fehle es an Mitteln, zur Anstellung entsprechender Wachen. Im Winter zuvor hatte die Stadt wegen großer Kälte und hoher Arbeitslosigkeit viele bedürftige Familien mit Heizmaterial zu versorgen. Doch war es der Stadt nicht möglich, alle Anfragen nach derartiger Unterstützung zu befriedigen. Ermittlungen haben ergeben, dass viele Bedürftige den Wald auf dem Missingkaln eigenmächtig verwüstet haben, indem sie zahlreiche große Bäume und sehr viele von den kompakteren Sträuchern abgeholzt haben.
...falls es keine andere Lösung gäbe, wäre die Hasenpothsche Stadtverwaltung bereit, den Wert der gefällten Bäume zu bezahlen und an deren Stelle neue in noch größerer Anzahl zu pflanzen."
Und siehe da, am 14. Juli 1929 fand auf diesem Missingkaln in Hasenpoth ein Konzert zum 2. niederkurländischen Sängerfest statt. Wie die örtliche Presse berichtete, „war als Hauptdirigent Teodors Reiters eingeladen und hat diese Einladung zur allergrößten Freude auch angenommen.……man wird 1000 Sitzplätze schaffen. Die Estrade (Freilichtbühne) auf dem Jägerplatz wird man mit Grün und Fahnen schmücken und 2 Ehrenpforten einrichten.”
Mit der ursprünglich im Jahr 1920 geplanten Gestaltung des Parks auf dem Missingkaln begann man erst nach dem 15. Mai 1934, nachdem eine neue Führung in der Stadtverwaltung angetreten und der Missingkaln zum Vadoņkalns (Führerberg) geworden war (der 15.Mai 1934 war der Tag des Putsches von Ulmanis, der sich „Vadoņis=Führer“ nannte).
1935 wurde das 30,357 ha große Grundstück für den Park der Selbstverwaltung übertragen und im Frühjahr begannen die Bauarbeiten.
Die auf dem Foto abgebildete Estrade im Folklorestil, wurde in den letzten Julitagen des Jahres 1937 fertig. Das war unmittelbar vor dem 3. Hasenpother Sängerfest am 1. August. Noch am 30. Juli erwähnt die Zeitung Kurzemes Vārds (Kurländisches Wort), dass man gerade versuche, in größter Eile den Bau der neuen Freilichtbühne fertig zu stellen. Bis zum Sängerfest waren im Naturpark ,,Führerberg” kleine Fußpfade angelegt, Alleebäume gepflanzt, ein Schwanenteich ausgehoben und noch verschiedene andere Installationen durchgeführt.
Erst am 10. Februar 1938 schickte der Bauingenieur A. Vācietis, Bauinspektor des Hasenpothschen Kreises des Baudepartments im Innenministerium, an die Hasenpothsche Stadtverwaltung das am gleichen Tag genehmigte, von der Stadtverwaltung Hasenpoth beantragte Bauprojekt der hölzernen Estrade auf dem Hasenpothschen ,,Vadoņkalns” zusammen mit dem Plan von der ,,auf dem Vadoņkalns erbauten Musik Estrade.“ Also war zuerst gebaut und dann danach das Bauprojekt genehmigt worden…
Im Juni 1938 wurde der Festplatz angelegt, planiert, Kies für den Bau eines Inselchens geliefert, die Treppe am Schwanenteich gebaut und ein Boot angeschafft.
Im alltäglichen Sprachgebrauch der Hasenpother hielt sich der Name "Vadoņkalns" nicht. Es war und blieb der Missingkaln, der schnell zu einer beliebten, gepflegten und gehüteten Erholungs- und Veranstaltungsstätte der Stadt wurde.
Heute ist der Missingkaln ein beliebter Ort zum Wandern. Im Naturpark Missingkaln werden regelmäßig neue Bäume gepflanzt und die Wanderwege gepflegt. Zweimal im Jahr finden auf der Sandpiste des Missigkaln Motorradrennen statt. Von der ehemaligen Estrade zeugen heute nur noch der von riesigen Bäumen umgebene asphaltierte Platz mit einer hölzernen Sängertribühne und eine Grünfläche mit Bankreihen für Zuschauer. Auf dem Hügel oberhalb der Freilichtbühne erinnern eine Allee und ein Gedenkstein an all die Hasenpother, die dem stalinistischen Terror zum Opfer gefallen sind. (Die Allee wurde im Jahr 1942 gepflanzt zum Gedenken an 50 nach Sibirien verschleppte Hasenpother; jeweils eine Eiche für jeden Mann, eine Linde für jede Frau. 1989 wurden weitere Bäume nachgepflanzt für weitere Opfer und der Gedenkstein errichtet mit eingemeißelten Worten des Dichters Kārlis Skalbe. Skalbes Verse lauten in deutscher Übersetzung:
Den Traum von der Heimat lege ich mir als Kissen unter den Kopf.