Gerda Kohl (In Lettland heiße ich Gerda Kola)
"Liebe zum Vaterland
Durch Arbeit zeigen!"
Diese Weisheit der lettischen Daina hat mich bewogen, an der Übertragung des Rundgangtextes ins Deutsche nach meinen Kräften mitzuwirken. Dieses „Vaterland“ ist buchstäblich das Land von Vater und Mutter, die hier geboren wurden, arbeiteten und die drei Umgangssprachen Lettisch, Russisch und Deutsch benutzten. Sie mussten 1939 das Land verlassen und kamen nicht nach Deutschland, wie verheißen, sondern nach Posen (Poznań), wo ich geboren wurde.
Erst 1976 führten mich die Eltern zu ihren ehemaligen Wohnungen und Arbeitsstellen in Riga. Nach Hasenpoth kam ich noch zur Zeit der sowjetischen Okkupation und erlebte hier den Tag des Übergangs zur neuen Unabhängigkeit.
Als Fremde kam ich in die Stadt und wurde herzlich aufgenommen. Ich durfte mit meinen Gastgebern Feste feiern – mich dabei an ihrer Blumenpracht erfreuen, mit ihnen lachen, tanzen, singen und speisen. Hier fand ich im Kreis der lettischen Freunde zu meinen familiären Wurzeln zurück und konnte Großmutters Erzählungen "erleben": Mit Pēteris’ Auto durfte ich die Umgebung erkunden. Gunta wies mir Wege zu den herrlichsten Pilzen im Wald. Ein unbekannter Fischer beschenkte mich reich mit seinem Fang. Und Laimdota begleitete mich ortskundig aus dem Wald in die Stadt zurück, als ich nach dem richtigen Weg fragte. Auf dem Markt fand ich einheimische Erzeugnisse für mein leibliches Wohl. Die Kochkünste der Hasenpothschen Hausfrauen weckten in mir schlummernde Erinnerungen mit Grütze, Himmelspeise, Komm-morgen-wieder, Pfannkuchen und Piroggen.
Kurz gesagt: hier fühle ich mich zu hause, hierher möchte ich immer wieder zurückkehren.
Das Buch von Ivars Silārs und Varis Sants „Aizpute pagātne un tagadne“ (Hasenpoth Vergangenheit und Gegenwart) hat mich begeistert - ihr virtueller Rundgang durch die Stadt noch mehr! Besucher dürfen sich auf diesem virtuellen Stadtrundgang vertraut machen mit der Architektur, der vielseitigen Geschichte, mit den verschiedenen Sprachen, Kulturen, Baukunst und volkstümlichen Traditionen, die an diesem Ort gewirkt und ihre Spuren hinterlassen haben. Vielleicht hat meine berufliche Erfahrung als Landmesser im Umgang mit Karten und Grundstücken, mit Gebäuden und Gerichten mir geholfen, die Schilderung der komplizierten Eigentumsverhältnisse klar auszudrücken.
Und ich wünsche mir, dass uns allen die traditionellen Überlieferungen dieser malerischen Region möglichst erhalten bleiben, künftig noch weitere Kreise erreichen und auch Menschen ohne lettische Sprachkenntnisse Zugang finden zu diesem Werk. Der Einblick in die regionale Geschichte dieser charmanten kleinen Stadt bietet uns Allen Gelegenheit zur Vorbereitung auf eine Reise ins reale AIZPUTE und zur Spurensuche.