Hasenpoths Elektrizitätswerk
Erste Informationen zu Hasenpoths elektrischer Beleuchtung sind im Archiv mit 7. April 1917 datiert. Damals gab Bürgermeister Schröder bekannt, dass es durch Erweiterung der städtischen Elektroanlagen möglich geworden sei, zusätzlich auch örtliche Läden und private Haushalte an die Anlage anzuschließen - maximal 200 Lampen - 16 Kerzen 110 Volt täglich.
Die Stromversorgung hatte die deutsche Okkupationsmacht im Hofe der ehemaligen Stadtschule – in der jetzigen Atmodas iela 22 - eingerichtet. (Die deutsche Militärverwaltung hatte die ehemaligen Schulräume beschlagnahmt.) Als diese abzog, übernahm die Stadtverwaltung das Werk. Doch ihr fehlten Mittel, um es zu betreiben. Deshalb wurde das Werk dem Unternehmer Jüdel Bürger übertragen. Mit ihm wurde ein Vertrag über die Stromversorgung der Stadt abgeschlossen.
Doch vorher wurde am 12.Juli 1920 ein Mietvertrag zwischen dem Vorstand des christlichen Wohltätigkeitsvereins Hasenpoth als Vermieter und der Stadtverwaltung Hasenpoth als Mieter geschlossen. Im Mietvertrag wurde vereinbart, dass der christliche Wohltätigkeitsverein ab 1.Januar 1921 für 12 Jahre das etwa 6 Lofstellen große Grundstück Mitausche Str.7/9 für 750 Rubel jährlich an die Stadt vermietet. Die Stadtverwaltung übergab das Mietobjekt und die vertraglich vereinbarten 8 Punkte dem "Elektrounternehmen" Jüdel Bürger, Sohn des Schmuel. Der verlegte das Elektrizitätswerk aus der Grundschule in die gemieteten Räume Mitausche Str.7/9. Die elektrotechnischen Arbeiten übernahm sein Sohn Abraham Bürger.
Der Vertrag mit Bürger sah vor, dass die Fläche "von der Mitauschen Straße bis zum Garten des Schmiedes Engel" der Stadt zur Nutzung als Pferdemarkt u. a. verbleiben sollte.
Im Sommer 1922 richtete die Eisenbahnverwaltung im Stationsgebäude Hasenpoth der Bahnlinie Hasenpoth-Frauenburg ein kleines Elektrizitätswerk ein. Es versorgte den Bahnhof und die benachbarten Häuser der Stadt mit Strom für die Beleuchtung. Wie lange dieses Werk bestand, ist uns nicht bekannt.
Dank eines Darlehns von LVL 40000 des Ministeriums für Finanzen nahmen das von den Firmen E. Daniel und AEG gegründete Elektrizitätswerk und von AEG ausgebaute Stromnetz im Jahr 1928 seinen Betrieb Ecke Paddernsche- und Schulstraße auf. Es wurden auch verbindliche Lieferbedingungen und Stromtarife beschlossen und im Regierungsanzeiger bekannt gegeben.
1928 wurden Hasenpoths Straßen von „60 Leuchten je 150 Watt“ erhellt.
Ende 1929 hatte die Stadt 4272,81 Lat Schulden bei der AEG und 2774,66 Lat bei A/S Siemens. Ein Ersuchen an die Regierung um ein Darlehen von 7000 Lat zur Tilgung dieser Schulden wurde abgelehnt. Der Betrieb des Kraftwerkes kostete die Stadt im Jahr 1930 26733,90 Lat. Und so stellte die Stadtverwaltung auf der Sitzung vom 31. Mai 1931 fest, dass sie nicht einmal den Darlehenszins entrichten konnte, ganz zu schweigen von der vereinbarten Rückzahlung der Schuldsumme.
Ab 5. September 1932 versorgte das Libausche Elektrizitätswerk die Stadt Hasenpoth mit Strom und der Betrieb des Werkes in Hasenpoth wurde eingestellt. Am 11. Mai 1933 wurde der ganze Komplex mit Maschinen, derer Zubehör und allem Inventar für 11500 Lat an die Tuchfabrik Arthur Winteler in Goldingen verkauft.
Einen Eindruck von den Zuständen in der Paddernschen Straße, als dort das städtische Elektrizitätswerk arbeitete, gibt eine Eingabe von 12 Hasenpothern vom 28. Januar 1930 an die Stadtverwaltung:
"Weltweit gibt es keine schmutzigere und schauderhaftere Straße als die Paddernsche in Hasenpoth. Hier versinken, sinken ein im Matsch und stürzen sowohl Fahrzeuge als auch Fußgänger. Schon am Tag - aber noch viel schlimmer im Dunklen (abends und nachts) - mühen sich kreischende Frauen durch Matsch auf der Straße und im Graben. Man hört laute Flüche und an die Stadtverwaltung gerichtete Verwünschungen ... gerade hier befindet sich das Elektrizitätswerk, aber die Paddernsche Straße ist nicht beleuchtet. Dafür gibt es hier aber 3 tiefe Gräben, in denen man ersaufen kann."
Im Jahr 1937 standen das Grundstück, der Lagerraum, ein Wohnhausanbau und noch ein separates Wohnhaus im Eigentum der Stadt.
Heute ist das Gebäude Privateigentum, das von einem Unternehmen genutzt wird.