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Anfang der Libauschen Straße

 

Der Anfang der Libauschen Straße vor 1907
Der Anfang der Libauschen Straße vor 1907
Der Anfang der Libauschen Straße im Jahr 2014
Der Anfang der Libauschen Straße im Jahr 2014
 

Aus Dokumenten des lettischen Staatsarchivs geht hervor, dass die beiden ersten Gebäude auf dem Foto zur Libauschen Straße 8 gehörten.

Schon 1825 war auf diesem Grundstück Lewin Aßurs Branntweinladen, in dem es auch verschiedene andere Waren aus Russland zu kaufen gab.

Bis 1833 gehörte das Grundstück mit beiden Häusern dem Gutsherrn Carl von Roenne. Danach kaufte es Joseph Schloßberg für 400 Silberrubel. Der nahm bei Julius Grot, dem Pastor von Appricken, ein Darlehn auf und baute im Jahr darauf ein neues Haus.

Im Jahr 1853 ist das Grundstück für Schloßbergs Witwe Gitte und ihre Kinder registriert. 1863, nach dem Tode der Witwe, wurde ihr Sohn Josel Schloßberg junior Eigentümer. Der verkaufte sein Erbe 1869 für 5 000 Rubel an Izig Bernitz, der dort ab 1879 seinen Getreidehandel betrieb. Rosalia Bernitz hatte ein Kurzwarengeschäft und einen Krug. Den Krug betrieb Bernitz auch noch zur Jahrhundertwende 19./20.Jh. Als er 1908 starb, wurde seine Tochter Gittel Stender Eigentümerin. Sie verkaufte ihr Erbe 1912 an Toms und Ādams Zīls. Im Jahr 1913 kauften Krists und Marija Lejnieks das Anwesen für 8000 Rubel von Zīls.

1924 stand auf dem Grundstück der Lejnieks 1 zweistöckiges gemauertes Wohnhaus mit 13 Zimmern, 1 einstöckiges hölzernes Wohnhaus mit 6 Zimmern, 1 Stall und 2 Schuppen für Brennholz.

1927 genehmigte die Stadt Krišs Jonelis hier die Eröffnung einer Teestube.

1928 kaufte das Kooperativ des Hasenpothschen Kreises dieses Grundstück von Lejnieks für 8000 Lat, um es schon ein Jahr später an Simon Hirschmann für 8400 Lat zu verkaufen. Der führte hier gemeinsam mit seinem Sohn Max einen Pferde- und Viehhandel.

In den 30er Jahren war dann in diesem Gebäude Elias Hertzenbergs Lebensmittelgeschäft, Anna Ķivelītes Tee- und Speisenhaus, Ieva Bordules Strickerei, und Paula Försters Ausspann und später der von Lapiņš.

Das, was nach dem Brand von 1936 (siehe Nr. 6) übrig geblieben war, verkaufte Hirschmann für 4000 Lat an August Lining, der es am 4. November 1939 Hedwig Lining schenkte.

Das Grundstück mit dem sich an den Boden schmiegenden Holzhäuschen war die Libausche Straße 6, das ebenso wie die beiden vorigen bis 1833 den jeweiligen Gutsherren gehörte.

1833 kaufte es Hirsch Hirschmann für 225 Silberrubel.

Im Jahr 1870 verkaufte er es seinem Sohn Jossel.

1872 wurde das Grundstück von Schlaume Fogel für 2800 Rubel ersteigert.

1903 erwarb es Markus Kirschner auf einer öffentlichen Auktion.

1908 erbte es Sprinze Kirschner von Markus.

Anfang des 20. Jh. ist hier der Mühlenkrug von Ansis Raudziņš gewesen.

1914 verkaufte Kirschner das Anwesen für 6000 Rubel an Paul Baron Manteuffel, dem Sohn von Karl Baron Manteuffel.

Am 10. September 1924 war Manteuffels Haus in einem verfallenen Zustand, mit eingestürzten Decken, ohne Fenster und Türen. Genau so erbte es Eugenie von Manteuffel geborene von Rahden.

1925 kaufte Judel Hackind die Ruine für 96,67 Lat und baute ein neues Gebäude an seiner Stelle, welches er 1926 Antonia Ida Launert verkaufte.

In diesem Haus hatte sie ein Unternehmen mit Färberei, Walkmühle und chemischer Reinigung. Da aber das Geschäft keinen großen Gewinn abwarf, versicherte Launert ihr Haus hoch und setzte ihm in der Nacht zum 25.Juli 1936 "den roten Hahn aufs Dach".

Im Juni 1937 wurde Launert zu 7 Jahren Zwangsarbeit mit Verlust aller Bürgerrechte verurteilt. Im Dezember 1939 konnte sie - Dank der Möglichkeit nach Deutschland umzusiedeln - das Zentralgefängnis in Riga und damit auch Lettland verlassen.

56 Feuerwehrleute aus Hasenpoth, Libau und Schrunden löschten den Brand. Wegen der engen Bebauung brannten aber nicht nur Launerts Wohnhaus, Färberei, Scheune und Herberge ab. Dem Feuer fielen außerdem zum Opfer:

Libausche Straße 4 die Herberge mit Anbau, die Wäscherei und eine Scheune; in der Libausche Straße 8 das Wohnhaus, eine Herberge, 2 Scheunen und darin  verbrannten 2 Pferde, 3 Kühe, 7 Schafe und 2 Schweine;

Libausche Straße 10 der Brennholzschuppen.

Die Zeitung "Kurzemes Vārds" ("Kurlands Wort") berichtet am 28. Juli 1936 über den großen Brand in Hasenpoth wie folgt:

„Schrille Sirenen in kurzen Abständen signalisierten das große Unglück. Normalerweise, wenn der Feueralarm nur kurz aufheult, steckt der besonnene Bürger seinen Kopf aus dem Fenster, schaut sich um und wenn es nicht gerade in seiner unmittelbaren Nähe brennt, legt er sich wieder aufs Ohr. Der friedliche Bürger weiß, dass die Sirene die Feuerwehrleute zusammenholt und damit ist die Sache für ihn erledigt. Aber in diesem Fall riss der scharfe Ton der Sirene alle aus dem Schlaf und veranlasste sie, zum Unglücksort zu eilen. Die ersten Ankömmlinge ergriffen sofort die Initiative. Sie organisierten den Schutz der benachbarten Gebäude vor Funkenflug und bewahrten sie so vor noch größerem Schaden. Die ankommenden Feuerwehrleute stellten ihre altmodische Wasserpumpe auf. Pferdefuhrwerke schafften Wasser aus dem nahe gelegenen Mühlenteich heran. Vor ein Wasserfass war ein Pferd an der Deichsel angespannt, das von einem Reiter an einem Strick geführt wurde. Das Zweiergespann jagte hin und zurück, polterte über das holp rige Pflaster und spritzte Wasser in alle Richtungen. Der Reiter trieb sein Pferd mit lautem Geschrei zur Eile und schlug dabei dem Pferd mit der Hand auf die Flanke. Man schaffte mit den Fässern nicht genug Wassermenge heran. Eine Menschenkette reichte Eimer für Eimer Wasser von Hand zu Hand. Die ganze Aktion erinnert an den Löschvorgang auf einem Dorf. Das hier aber ist eine Kreisstadt mit fast 4000 Einwohnern!

… Alle warteten ungeduldig auf das Eintreffen der Feuerwehrleute aus Libau. Ihre Ankunft beruhigte die aufgeregten Gemüter der Bürger.

… Die Brandursache ist sehr rätselhaft. Die Polizei setzt ihre Ermittlungen fort. Der Brand ist vermutlich im Hof der Hausbesitzerin Launert ausgebrochen, wo sich ihre Gerberei und Färberei befinden. Das Gebäude ist solide versichert. Es sollte in Kürze versteigert werden. Die meisten Betroffenen haben große Schäden erlitten. Zahlreiche Bewohner von  Dachräumen und einfachen Unterkünften im Haus haben keine Versicherung und sind nun ohne jegliche Habseligkeiten und mittellos.”

Das was von Launerts Besitz übrig blieb, erwarb auf einer öffentlichen Auktion im Dezember 1939 Leontine Hedwig Lining.

Eigentümer des Hauses Nr.4 war im 18.Jh. ein gewisser Rittich.

1794 kaufte der Kaufmann III. Gilde Johann Friedrich Kahlfeld das dortige Holzhaus für 500 Taler.

1803 kaufte es Andreas Simon für 300 Taler, der das Haus 1810 Lewin Konrad verkaufte.

1811 während der Seelenrevision (Volkszählung) war Metzger Laßer Aßer Besitzer Aber Mitte des 19.Jh. gehörte es ebenso wie das Haus Nr.6 Hirschmanns. Von ihnen kaufte es 1858 für 2000 Rubel Jankel Fogel und 1879 waren da sein Getreidehandel und sein Kurzwarengeschäft. Im Gebäude war auch die Schusterwerkstatt von Behr Bernitz.

1884 verkaufte Kurzwarenhändler Itzig Bernitz darin verschiedene Kolonialwaren so wie auch Tabak, Zigarren und Getreide. Außerdem hatte er hier auch einen Krug mit einem Angebot von Alkoholika. 1887 wurde das Haus auf einer Auktion von Johanna Fogel ersteigert.

1894 wurde das Gebäude erneut versteigert. Diesmal kaufte es die Hasenpother Kreditbank für 600 Rubel. Schon ein Jahr später kaufte es Jacob Walkasch für 1800 Rubel. Der führte hier schon seit einem Jahr den Krug, dann 1895 die "Restauration". 1896 Lejas krogs (unterer Krug). Der Krug war hier auch noch im Jahr 1900. Von Walkasch kaufte es 1914 Kaufmann Ernests Raudziņš, der außer Wohnung hier auch einen Laden und eine Herberge sogar bis zur Nationalisierung des Hauses hatte.

Auf der rechten Seite – der Kirchenberg.

 

Ausblick vom Anfang der Libauschen Staße auf das Herrenhaus des Gutshofs vor 1907
Ausblick vom Anfang der Libauschen Straße auf das
Herrenhaus des Gutshofs vor 1907
Ausblick vom Anfang der Libauschen Staße auf das ehemalige Herrenhaus des Gutshofs im Jahr 2014
Ausblick vom Anfang der Libauschen Straße auf das
ehemalige Herrenhaus des Gutshofs im Jahr 2014
Der Anfang der Libauschen Staße in der ersten Hälfte der 1930er
Der Anfang der Libauschen Staße in der
ersten Hälfte der 1930er
 

Für Fuhrwerke war die Steigung am Anfang der Libauschen Straße im Winter oft schwer zu bewältigen. Man konnte die Pferde auf der steilen, glatten Fahrbahn schlecht zügeln. Das war auch für die Fußgänger gefährlich. Als neben den Pferdefuhrwerken auch noch durch die wachsende Zahl von Autotransporten der Verkehr zunahm, hat man im November 1931 endlich den Umbau dieses Teiles der Libauschen Straße in Angriff genommen. Der Umbau war am Jahresanfang 1932 abgeschlossen. Das Gefälle der Straße wurde von 12,5 % auf 5 % reduziert und zusätzlich erhielt die Straß einen separaten Fußweg.

Der Weg wurde 2,7 m hoch und 7 m breit aufgeschüttet. Da es auf der Seite des Kirchenbergs zu wenig Platz für einen Fußweg gab, wurden Aufgang zur Kirche und Fußsteig, die man auf dem Foto sieht, auf dem nördlichen Abhang des Kirchenbergs eingerichtet. Dieser Fußpfad fing am Gebäude Nr.3 an.

 

Häuser an der Libauschen Straße in der ersten Hälfte der 1930er
Häuser an der Libauschen Straße
in der ersten Hälfte der 1930er
Die Bebauung der Libauschen Straße. Im Jahr 2014
Die Bebauung der Libauschen Straße im Jahr 2014
 

Auch die Häuser haben ihr Aussehen verglichen mit dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts geändert.

Von links: die Gebäude Nr. 6, Nr. 4 und Nr. 2 der Libauschen Straße.

Hinter dem Haus Nr. 2 ist die Katholische Straße 1, rechts davon die Poststraße 1 und weiter nach rechts die Poststraße 2.

 

 

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