Atmodas Straße 18 und 16
Die verschneiten Dächer rund um den Marktplatz lassen vermuten, dass uns das Foto den Jahrmarkt am Simeons-Tag zeigt.
Auf der rechten Seite sehen wir einen Flügel des L-förmigen Gebäudes Atmodas Nr. 14 am Marktplatz. Die Wasserpumpe, die mitten auf dem Platz zu sehen ist, war noch in der zweiten Hälfte des 19. Jh. (1865) die einzige öffentliche Trinkwasserpumpe in Hasenpoth.
Das eingeschossige Holzhaus am linken Bildrand ist Atmodas Nr.18. Das Haus ist um 1852 gebaut worden. Damals war es gemeinsam mit dem Haus 18A als Grundstück der Familie Pape registriert. Es gehörte dem Müller Daniel Pape und seinen Schwestern. Sie waren die Erben des Gerichtsvogts und Polizeichefs Johann Heinrich Pape.
1855 beschlossen sie, dieses neue Haus zu behalten und das alte daneben zu verkaufen. Deshalb wurde das Grundstück geteilt.
1871 verkauften sie es für 900 Rubel dem Maurermeister A. Grandenberg.
1878 kaufte es Wilhelmine Lange, die es im selben Jahr dem Stadt - Sekretär Wilhelm Ulich, dem Advokaten Dreiersdorf und dem Sekretär K. Katterfeld für 2.485 Rubel verkaufte.
1880 kaufte es Schlaume Edelberg von dieser Dreiergruppe für 2.600 Rubel.
Ab 1889 war es Eigentum der Edelbergschen Erben, die es wiederum ihren Erben hinterließen.
Die letzte Eigentümerin war Cipora Roza Dobrija, die es von Edelbergs Erben übernommen hatte.
1884 verdienten Fuhrmann Josel Grünfeld mit zwei Gehilfen und Pumpenhersteller Jeanot Fleitner Ihren Lebensunterhalt in diesem Anwesen. Hier waren auch die Bäckerei von Jette Burnstein und der Kolonialwaren- und Tabakhandel von Morduch Tuff.
1910 stellte die Baukommission der Stadt fest, dass die den Edelbergschen Erben gehörenden Gebäude Atmodas Nr. 18 in einem solchen Zustand waren, dass eine Grundsanierung fällig war. Laubes Pferdestall aber sollte sofort abgerissen oder umgebaut werden.
In den 1920ern waren hier der Geschirrladen von A. Klock und die Fleischerei von Jakob Goldinger, die hier auch noch bis Ende der 1930er blieben. In den 1930ern war hier außerdem die Fleischerei von Hirsch Grünfeld.
1929 erhielt Anna Liekne die Lizenz für den Handel mit Bier und Wein aus inländischen Früchten und Beeren.
Ab 1931 genehmigte die Stadtverwaltung Olga Emde eine Speisehaus -Teestube zu eröffnen. Nur einige Monate später erteilte man auch Anna Ķivelīte die Genehmigung, hier eine Teestube ohne Bier- und Weinverkauf zu führen.
In den 1930ern war hier auch der Fotograf Kārlis Ernstsons zu finden.
Heute ist es in Privateigentum, mit Verkaufsräumen für Gemischtwaren.
Rechts vom Haus Nr. 18 erfolgte im Jahr 1923 der einstöckige Anbau am Hause Nr. 16. Damals genehmigte die Stadtverwaltung dem Eigentümer des Hauses Nr. 14 -Kaufmann Feldmann-, zwischen den Häusern Große Straße 18 und 16 ein Geschäft einzurichten. Dort waren sowohl die Fleisch- und Wurstwaren von Jakob Goldinger, als auch die Klempnerei von Leopold Davidson.
Das Haus Nr. 16, wurde von Karl Lavendel 1883 einstöckig auf dem 2.760 Quadratfuß (1.146 m²) großen Grundstück gemauert. Das Grundstück gehörte der Stadt und wurde ihm gegen Pacht zum Bauen zur Verfügung gestellt. Er hatte sich im Bauplan verpflichtet, einen beheizbaren Raum, den sogenannten Feuerwehrschuppen, für die Lagerung der Löschgeräte vorzusehen. Die Temperatur in diesem Schuppen durfte nicht unter 4 Grad Réaumur (5° C) liegen. Dafür war der Hausbesitzer von allen Steuern und Gebühren der Stadt befreit. Dieses Schuppengebäude, oder auch Feuerwehrdepot, befand sich im linken Gebäudeflügel auf dem Hof.
Schon 1884 waren hier die Bierhalle des Bierbrauers Jānis Kūlmanis aus Berghof (Kalnmuiža) und auch die Buchbinderei von Harijs Bellmeris.
1904 verkaufte Lavendel sein Haus für 3.600 Rubel dem Ratsherren Viktor Goldmann, der auch Sekretär bei der Stadtverwaltung war.
Am 10. Juli 1923 kaufte der Provisor Teodors Ozoliņš das Haus von Viktor Goldmann für 5.266,68Lat. Er hatte 1922 eine Konzession zur Eröffnung einer zweiten Apotheke in Hasenpoth bekommen. Seine Apotheke nannte er die ,,Neue Apotheke“. Doch die auf diesem Haus seit 1883 lastende Verpflichtung bezüglich des Feuerwehrdepots war immer noch in Kraft.
1924 beanspruchte die Apotheke von Ozoliņš drei Räume, seine Wohnung vier und das Feuerwehrdepot ebenfalls einen Raum. In einem weiteren Raum war die Klempnerei von Davidson.
1927 waren hier die Hasenpother Abteilung der lettischen Kaufmannsvereinigung und das Büro des Hasenpothsche Bezirksveterinärs P. Zvirgzdiņš.
1929 schenkte Ozoliņš dieses Haus seiner Frau Marija Ozoliņa geb. Rošdestvenska von der es Ābrams Zeba, Gehilfe des Provisors, mit der ganzen Apotheke im selben Jahr kaufte. Den Namen der Apotheke änderte er nicht. Trotzdem hieß sie für die Hasenpother ,,Zebas Apotheke“.
Am 5. Juli 1932 verkaufte Ābrams Tuvie Zeba die ideelle Hälfte an der ,,Neuen Apotheke“ mit Einrichtung, Konzession, Warenvorrat und sonstigem Zubehör dem Gehilfen des Provisors Behr-Motel (Max) Katz. Im Herbst teilte Zeba seiner verehrten Kundschaft mit, dass er aus dem Apothekengeschäft der Hasenpothschen ,,Neuen Apotheke“ ausgestiegen sei und eine Drogerie sowie Chemikalien- und Farbengeschäft in der Großen Str. 14 mit an die Krisenzeit angepassten Preisen eröffnet habe.
1933 beantragte Zeba bei der Stadt: „gegen Entgelt die auf seinem Grundstück lastende Verpflichtung, einen beheizbaren Schuppen für die Aufbewahrung der Feuerlöschgeräte der Stadt zur Verfügung zu stellen, aufzuheben“. Der Stadtrat stimmte zu unter der Bedingung, dass der Eigentümer gleichwertige Räume für das Feuerwehrdepot und Aufbewahrung vom Feuerwehrinventar auf seine Kosten einrichtet. Deshalb blieb alles beim Alten.
Der 1936 geschlossene Vertrag zwischen der Hasenpothschen Stadtverwaltung und den Besitzerinnen der Privatapotheke belegt, dass Irene Lichtenstein und Ester Zeba Eigentümerinnen der ,,Neuen Apotheke“ gewesen sind.
Die Apotheke bestand dort bis Ende der 1930er Jahre, als Irene Lichtenstein sich nach Deutschland repatriieren ließ.
Heute ist es Eigentum der Gemeinde, in dem sich das Touristenbüro und ein Zentrum der Erwachsenenbildung für die Hasenpother Region befinden.