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Schritt Herzenberg

 

Šekums – mit diesem Wort, das nicht im lettisch –deutschen Wörterbuch zu finden ist, bezeichnet man im Lettischen den Körperteil zwischen den Beinen – das entsprechende deutsche Wort wäre vielleicht Schritt. Hier geht es um ein anstößiges Wortspiel: die Straßengabelung in der Haus Herzenberg steht wird „Schritt“ genannt. Im Lettischen klingt das doppeldeutig.

 

Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) Anfang der 1920er Jahre
Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) Anfang der 1920er Jahre
Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) im Jahr 2014
Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) im Jahr 2014

 

Dieses Gebäude, das 2015 abgebrochen wurde, teilte wie ein Schiffsbug im Wasser den (Verkehrs) Strom der heutigen Atmodas Straße in zwei Richtungen - die Mitausche und die Kalwensche Straße (früher Bojensche). Da das Haus im „Schritt“ dieser beiden Straßen gebaut worden war und seit 1894 die Familie Herzenberg Eigentümer war, aber noch andere Herzenbergs in der Libauschen und in der Atmodas Straße wohnten, nannten die geistreichen Hasenpother die Eigentümer dieses Hauses „Šekuma Ercenberģis“ auch ,,Šekumercenbergu“ (Schritt Herzbergs). Im Laufe der Zeit wurde dieses Haus Kalwensche Str. 1 mit diesem Spitznamen (auch heute noch) identifiziert.

Die ersten Informationen über dieses ursprünglich unbebaute Grundstück stammen aus dem Jahr 1801, als es Polikowsky gehörte. Die nächsten sind in dem am 13. April 1839 unterzeichneten Kaufvertrag zu finden. Darin verkaufte die hochwohlgeborene Baronin Julia von Sacken geb. von Korff, Gutsbesitzerin auf Paddern (Padure) und auf Drogen (Droga), ein Baugrundstück in Hasenpoth zwischen der Bojenschen und der Mitauschen Straße, auch Dreieck genannt, dem Stellmacher Friedrich Christoph Lange für 10 Silberrubel. In diesem Vertrag "verpflichtete sich der Käufer, auf diesem Grundstück und im Gebäude, gleich welcher Art, weder eine Schmiede noch eine Töpferei einzurichten oder einen damit verbundenen Beruf oder Handel an diesem Ort zu betreiben oder zuzulassen. Die Feuerversicherung, die die Verkäuferin für ihr großes Wohnhaus (Atmodas Str. 31) abgeschlossen hat, lasse derartige Unternehmen nicht zu."

Langes Haus wurde im Jahr 1843 oder 1844 gebaut. Es ist nicht gelungen, genauere Angaben über Bauart, Geschichte und Aussehen des Hauses zu finden. 1863 sollen auf diesem Grundstück sogar 3 Wohngebäude gestanden haben. Das Grundstück mit den beiden größeren Häusern gehörte Koenigsfest, das kleinere Gebäude aber Dentler.

Die nächsten Nachrichten über dieses Grundstück stammen aus dem Jahr 1876, als Baron Osten-Sacken es für 2.700 Silberrubel Wilhelm Ferdinand und Amalia Teschner verkaufte. Teschner richtete darin ein Kurzwarengeschäft ein.

1879 kauften Bäcker Abraham Sussmanowitsch und Kaufmann Elias Herzenberg das Grundstück. Den Anteil von Sussmanowitsch kaufte dann Elias Herzenbergs Sohn Schanno (Jossel, auch Joseph) Herzenberg, der hier sein Kurzwarengeschäft und nach dem Ersten Weltkrieg eine Annahmestelle für Wolle und später auch noch einen Lebensmittelladen betrieb.

1915 wurde der Zustand des Hauses als gut beurteilt. Aber am 15. Oktober 1919 stellte das Baukomitee der Stadt einen so schlechten Zustand fest, dass  -  falls der Eigentümer es nicht umgehend repariere – Schließung drohe.

1930 beantragten die Eigentümer ein Darlehen bei der lettischen Hypothekenbank für eine Totalsanierung. 1931 stellten die Vertreter der Bank fest, dass das Haus alt und verwahrlost sei. Die Außenwände im Erdgeschoss waren beschädigt. Eine grundlegende Renovierung oder teilweise sogar ein Umbau sei unvermeidlich. Das Darlehen wurde aber erst 1934 erteilt und das Haus im Jahr 1935 saniert und umgebaut.

1936 erbten Ida, Dora und Huno Herzenberg das Haus.

Zu dem Zeitpunkt waren im Haus 1 Laden und 3 Wohnungen (3 Küchen und 11 Zimmer). In einer der Wohnungen war die Privatpraxis des Arztes M. Davidson, im Laden war der Kohlenhandel von Mausche Foss und 1940 der Gemischtwarenhandel von Rouwen Brandt.

1926 wurde vor dem Haus, rechts von der Litfaßsäule, ein 64 Fuß (etwa 19,2 m) tiefer Brunnen gebohrt und eine Trinkwasserpumpe mit Überdachung installiert. Der Wasserspiegel war 48 Fuß (etwa 14,4 m) tief. Um 1928 wurde die Litfaßsäule durch einen hölzernen Stand für Plakate ersetzt und vor dem Haus eine dreieckige, eingezäunte Grünfläche angelegt.

 

 

Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) im Jahr des Abbruchs 2015
Haus Herzenberg (Šekuma Ercenberģis) im Jahr des Abbruchs 2015
Šekuma Ercenberķis 2016. gads
„Šekuma Ercenberģis” 2016. gads


 

Das Haus wurde im Jahr 2015 abgebrochen.

 

 

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