Atmodas Straße 7
Das Grundstück mit dem Krug darauf wurde 1559 vom kurländischen Bischof an Carl Szoege (im Lehensbrief "Carll Soyge") zu Lehen gegeben – tatsächlich geschenkt. Zwei Jahre später wurde er (Carl Szoege) vom letzten Bischof Kurlands Magnus zum Richter oder Vogt über seine Besitztümer in Kurland ernannt. Diesen Lehensbrief von 1559 hat Ulrich von Behr (1532-1585), letzter Domprobst der Kurländischen Diözese, ("Olryck Ber auf unserm Schlosse Hasenpoth"), unterzeichnet. Der Krug wird in diesem Dokument nicht mit Namen genannt.
Dieses Grundstück gehörte der Familie Szoege (Szöge, Zöge), die ihrem Namen später den Namen Manteuffel hinzufügte, bis zum Jahr 1742, in dem es Gotthardt von Manteuffel-Szoege dem Georg Johann von Medem verkaufte. Von ihm ging es über an Korffs, bis Agnes Elisabeth von Korff die Liegenschaft 1763 dem Kaufmann Abraham Behr verkaufte. Von Behr kaufte sie 1789 der Piltensche Landrat Friedrich Ewald von Fircks.
Der Name dieses Kruges taucht erstmals Ende des 18.Jh. in Dokumenten und im Hasenpothschen Plan von 1797 auf, in dem er "der sogenannte Domkrug" oder "der sogenannte Tumsche=Krug" genannt wird. Das Wort "Tumsch" hat hier nichts mit dem lettischen Wort "tumšs" (dunkel) zu tun. Es hat aber mit dem ersten bekannten Eigentümer des Grundstücks- der kurländischen Diözese und ihrem Domprobst zu tun. Damals, als die Dokumente entstanden, hatte das Wort "Dom" drei Schreibweisen: Dom, Thum oder auch Tum. Das Ohr eines Letten hörte aber das Wort "tumšs" (dunkel). So wurde er der "Dunkle Krug" (Tumšais krogs) genannt.
Auf dem Stadtplan von 1797 sind auf diesem Grundstück 2 Gebäude dicht nebeneinander eingezeichnet. Der Krug war vermutlich im Eckhaus Atmodas / Johannis Straße. In dem anderen, wesentlich kleineren Haus wohnten 1797 Kaufmann II. Gilde Salomon Wulff, Kaufmann III. Gilde Joseph Danziger und der Bürger III. Gilde Laser Moses.
1811 war hier Johann Hellriegel Wirt. Er selbst wohnte mit seiner Familie im eigenen Hause Atmodas Nr. 1.
1814 gehörte der Krug dem ältesten Sohn des verstorbenen Landrats von Fircks, dem Vogt des Hasenpothschen Kreises, Kammerjunker Christoph Karl Magnus von Fircks (1772-1855), der selbst im vom Vater geerbten Hause Goldinger Straße 10 wohnte.
1825 verpachtete Fircks den ihm gehörenden Domkrug auf Plettenbergschem Boden in Hasenpoth für 99 Jahre dem Juden Solomon Hirschfeld, der im Jahr 1830 sein Recht an seine Brüder Friedrich Christoph und Ernst Siegmund Siegel abtrat. Als Ernst Siegmund starb, wurde der Domkrug 1840 wegen seiner Schulden versteigert. Auf der Auktion kaufte Baruch Michelsohn die Pfand- und Nutzungsrechte für 2.500 Silberrubel. Bis 1850 hatten er und seine Frau Pauline einen Kredit in Höhe von 2.329 Silberrubel aufgenommen und das Haus verpfändet. 1852 entschieden sie sich, ihre Rechte am Domkrug David Dawidow für 3.400 Rubel zu verkaufen. Aber auch er verkaufte den Krug schon nach einem Jahr dem Kaufmann Moses Bernitz für 3.200 Rubel.
Nächster Eigentümer war der Bürgermeister und Kaufmann Carl Wiedner, der den Domkrug 1856 für 3.950 Rubel kaufte.
Ähnlich wie der Zirausche Krug in der Atmodas Nr. 1 und die Amalienburg Atmodas Nr. 5 unterlag auch der Domkrug bis zum Jahr 1858 nicht der Jurisdiktion der Stadt und zahlte aus diesem Grund keine Steuern.
Wann Atmodas Nr. 7 das Aussehen auf dem Foto bekam, ist nicht bekannt. Möglicherweise, als der erfolgreiche Kaufmann Carl Wiedner Eigentümer wurde. Nach Daten von 1863 soll die Gebäudefläche vergleichsweise kleiner gewesen als die des Wohnhauses Katholische Straße 1. Das lässt vermuten, dass der zweistöckige Teil des Gebäudes nach 1863 gebaut wurde.
Der Name Wiedner ist auch in der Liste Trakteursteuer zahlender Personen des Jahres 1868 aufgeführt.
1870 wurden die Erben von Carl Wiedner Eigentümer des Domkruges.
1879 hatte Wilhelmine Wiedner, die Witwe des Kaufmanns, hier im gleichen Haus ein Geschäft, das ihr Sohn Johann Carl Gottlieb Wiedner führte. In diesem Jahr wurde auch das Erbe unter den Brüdern Johann Carl Gottlieb und Carl Ernst Wiedner aufgeteilt. Der Wert dieses Grundstücks und des Anwesens in der Johannis Straße 1 wurde auf zusammen 16.000 Rubel geschätzt.
1884 hatte Johann Karl Gottlieb Wiedner, Kaufmann II.Gilde, im heutigen Hause der Atmodas Nr. 7 ein Geschäft, in dem Kolonialwaren, Konsumgüter, Tabak, Zigarren und Wein verkauft wurden. Das Geschäft wurde von seinem Bruder Karl Ernst Wiedner geführt. Über dem Geschäft befand sich ein Lagerraum für Kolonialwaren und Konsumgüter.
Im Hause waren auch ein Destillationsraum, den Jeanot (Jānis) Papīrs verwaltete und der Krug mit Alkoholausschank.
1887 wechselte der Domkrug erneut den Eigentümer. Lina Thal erwarb ihn zusammen mit dem Grundstück Johannis Straße 1 für 14.000 Rubel.
Im gleichen Jahr hatte "Janne (Schanno) Intewitsch(Sohn von Ints) Papīrs" hier ein Großhandelslager mit einem Getränkeverkauf zum Mitnehmen. 1890 hatte Papīrs hier neben dem Krug auch einen Weinladen, aber Iwan Intewitsch Papīrs, seinerseits, habe hier 1893 ein Großhandelswarenlager und den Krug, aber 1897 das Weinlager und den Krug und 1899 Wein- und Spirituosengroßhandelslager und Krug gehabt.
Am 4. Januar 1900 erhielt Lina Thal von der Stadtverwaltung die Genehmigung zur Eröffnung eines Hotels im Haus. Es ist nicht bekannt, ob das Hotel eröffnet wurde
1910 verschenkte Lina Thal ihr Eigentum an Abraham (auch Abram) Thal.
1933 wurde das Eigentum des 1925 verstorbenen Abraham Thal auf die Namen seiner 6 Erbinnen übertragen. Verwaltet hat es seine Witwe Rosa Thal (14.10.1877), die hier bis zum Herbst 1941 gelebt hat.
1943 wurde die lettische Grundstücksgesellschaft Eigentümerin des Grundstücks.
Auf dem Foto ist erkennbar, dass es im damaligen Domkrug sowohl einen Bierausschank als auch Verkauf außer Haus von Neumann und Wiedner gegeben hat. Die anderen Schilder weisen hin auf Sankowskis Manufaktur, eine Konditorei und Bäckerei und auch den Hasenpother Radlerverein "Tourist", der hier im Jahr 1899 seine Tätigkeit aufgenommen hatte. Auf den beiden weiteren Schildern sind die Aufschriften leider nicht zu entziffern.
Anfang des 20. Jh. waren hier außer Bierladen von Neumann und Wiedner auch die Bäckereien von Robert Neumann und von Karl Kunstmann, das Kolonialwarengeschäft von Karl Feldmann und das Kurzwarengeschäft von Abram Thal.
Vor dem Ersten Weltkrieg war hier der Bierlanden von Wiedner und Co. In den Kriegsjahren aber – das Trakteur mit Bier- und Weinhandel und Mahlzeitenservice mit Essensausgabe von Johanna Scher, das Manufakturgeschäft von Leopold Bordel und das Kolonialwarengeschäft von Karl Weidemann.
In den 1920er Jahren waren im Hause Thal die Zahnarztprivatpraxis von Rosa Thal, das Trakteur zweiter Klasse von Matias Untenberg, Teestuben von Ansis Bandenieks, von Krišs Jonelis und von Sußmann Huhnau, das Manufakturgeschäft von Leopold Bordel, Kolonial- und Kurzwarengeschäft von Jēkabs Rudzītis, der Laden für Nähmaschinen der Firma Singer, der Fleischladen von Heinrihs Vitols, der Friseur Julius Gamper und das Kurzwarengeschäft von Itzig Siwa. Später war hier das Kolonial- und Tabakwarengeschäft von Sahra Siwa, die für ihr Angebot wie folgt warb: ,,Hier kriegt man für mäßige Preise Hering, Zucker, Mehl, Salz, (Maler-) Farbe, Zement, Stacheldraht, Maschinenöl, Leder für Bauernschuhe, Holzpantoffeln, Pferdegeschirr, Bürsten und dazu auch noch Tabakwaren aus allen Tabakfabriken Lettlands. Es fehlt auch nichts von Haushaltswaren.”
1924 bestätigt Thal, dass er in diesem Haus 11 Handelsräume und 7 Wohnungen mit 15 Zimmern hat.
In den 1930er Jahren waren hier das Kolonialwarengeschäft von Jehon Siwa, das Teehaus und die Bäckerei von Sußmann Huhnau, das Fleisch- und Wurstgeschäft von Lina Kienka und der Manufakturhandel von Leopold Bordel- später von Sarah Bordel.
Heute ist es Eigentum der Stadtverwaltung. Im Erdgeschoss sind ein Friseurladen, ein Laden und ein Schönheitspflegesalon. In den oberen Etagen sind Wohnungen.