Atmodas Straße 8, 6 und 4
Das erste Gebäude links im Bild war Atmodas Nr. 8. Das Haus wurde in den 80er Jahren des 18. Jh. vom Baumeister Michael Grüneisen gebaut. Von dessen Erben kaufte es Bürgermeister Gebhard im Jahr 1789. Von ihm kauften Goldschmied, Kaufmann III. Gilde und Ratsherr Christoph Friedrich Waegner (1756-1820) und Ehefrau Catharina Eleonora Waegner geb. Gebhard im Jahr 1798 das Anwesen.
1822 verkauften sie es für 1.600 Silberrubel dem Juden Markus Michel, der sich später Michelsohn nannte.
1825 hatte Solomon Michelsohn hier ein Geschäft mit russischer Ware.
1827 tauschten Markus Michelsohn und sein Vater Solomon Michelsohn ihre Häuser, so dass der Vater dieses Haus, sein Sohn jedoch die Poststraße 2 bekam.
1832 kaufte es der Sohn für 1.900 Silberrubel seinem Vater ab.
1875 erwarb es der Kaufmann Adolf Königsfest für 5.750 Rubel auf einer Auktion.
1879 waren in diesem Haus Manufaktur und Kurzwarenbude von Amalie Königsfest. An dieser Adresse soll es auch eine Bier- und Honigbierbrauerei von Leib Aronsohn gegeben haben.
Von 1884 bis 1891 hatte Adolf Königsfest die Biebrauerei in seinem eigenen Hause an Eiser Becker verpachtet. Seine Honigbierbrauerei aber führte Janne Viguls.
Mit „in seinem eigenen Hause” bezüglich Bierbrauerei wird wahrscheinlich sein Eigentum gemeint sein. Mindestens 1877 stand auf dem Grundstück schon eine Brauerei mit Schindeldach in gutem Zustand, die für 1.000 Rubel versichert war. Im Jahresbericht 1887 der kurländischen Unternehmen wird für die Bierbrauerei von Königsfest aufgeführt, dass aus 1.200 Pud Malz und 15 Pud Hopfen 9.000 Wedro (Eimer) Bier im Wert von 4.500 Rubel gebraut worden ist. Dabei wurden 55 Klafter Brennholz im Wert von 600 Rubel verbraucht und 5 Arbeiter beschäftigt, die auch im Brauereigebäude gewohnt haben. Gebraut wurde 65 Mal im Jahr. Das Bier wurde in der Stadt und der Umgebung verkauft.
In der Brauerei wurde auch Honigbier gebraut – aus 30 Pud Zucker und anderen Rohstoffen wurden 300 Wedro im Wert von 240 Rubel gebraut.
Hier hatten auch Itzig Edelberg und Markus Kirschner ihre Kurzwarenbude.
Der Eigentümer Adolf Königsfest betrieb auf dem Anwesen seine Manufaktur bis 1914. Dann kaufte Ansis Feldmanis sie für 3.800 Rubel.
Auch 1916 und 1918 waren in diesem Haus Benjamin Tillims Kolonialwarenladen und Marianna Hirschhorns Café.
In den 1920er Jahren betrieben hier Kārlis Simutis seinen Bier- und Weinhandel, in den 19330ern Anna Simute und A. Briedis ein Trakteur 2. Klasse. Da war auch der Ausspann von Jānis Zeburliņš, der dieses Haus 1927 für 10.000 Lat von Feldmanis kaufte.
1928 war in der Atmodas Nr.8 das Klubhaus mit Büffet der Hasenpother freiwilligen Feuerwehr. Aber in den 1930er Jahren waren hier der Klub der Hasenpother Veteranen, das Trakteur von A. Briedis, ein Handel mit Waren des täglichen Bedarfs von Ernests Ruņģis und der Ausspann von Jēkabs Gailis.
Hinter dem ersten Gebäude der ehemaligen Kirchenstraße folgt Atmodas Nr. 6. Es gehörte Ende des 18. Anfang des 19.Jh. Moses Oettinger. Während der Seelenrevisionen 1811 und 1834 war die Eigentümerin die Witwe Gutte (auch Gitte) Oettinger. 1837 kaufte es der Kaufmann Johann Wiedner für 2.200 Rubel von ihr. 1841 aber kaufte es Israel Konrad für 2.600 Rubel. Bis zur Nationalisierung war es eins der Konrad-Häuser. Seine letzte Besitzerin war Sahra Konrad, die es 1935 geerbt hatte.
1879 waren hier die Buden für Kurzwaren von Mendel Brandenburg und Lewin Kirschner, die Schneiderwerkstatt von Herz Brandenburg und die Schusterwerkstatt von Siegfried Haase. Aber 1884 die Kolonialwarenläden von Hirsch Haase, Moses Kirschner und Morduch Tuff.
Anfang des 20. Jh. waren im Konrad-Haus der Kurzwarenladen von Simon Vogel und Hirsch Bernitzs Eisenwaren- und Getreidehandel.
1916 waren hier das Trakteur von Andže Oše, der Eisenwarenverkauf von Hirsch Bernitz und die Schusterwerkstatt von Jēkabs Pūre, am 3. September 1917 auch die Bäckerei von Griete Dumbra, die seit 1918 Līza Dumbra gehörte.
1924 war hier auch die Gerberei von B. Kaganson. Im Jahr 1931 genehmigte die Stadtverwaltung Taisija Jurkowskis, hier einen Weinhandel zu eröffnen.
1939 war hier der Lebensmittel- und Delikatessenladen von Anna Trammdach.
Zur Sowjetzeit errichtete die Stadtverwaltung hier ein Wohnhaus.
Das Haus Nr. 4 kaufte Solomon David 1786. Ende des 18.Jh. gehörte das Grundstück dem Landrat von Sacken und in dem Gebäude war die Hasenpother Polizei untergebracht.
1801 kaufte für 5000 Florin Pinkas Euchel das Grundstück, auf dem er mit regionalen und russischen Importwaren handelte. In den Jahren 1802 und 1804 soll Euchel der einzige Kaufmann I. Gilde in Hasenpoth gewesen sein. Alle anderen waren Kaufleute III. Klasse oder Kleinhändler. 1802 soll sein Umsatz die Summe aller anderen Umsätze am Ort übertroffen haben. Außerdem ist bekannt, dass Pincas Euchel zumindest im Jahr 1804 in Hasenpoth eine Papiermühle und eine Buntpapierfabrik betrieben hat. Es ist leider nicht gelungen zu klären, wo die sich befunden hat. 1811 war Euchel Ratsherr in Hasenpoth. Zu erwähnen wäre auch, dass er schon 1797 das „Amt eines Ratsherrn des Stadtgerichtes“ bekleidete und auch eine entsprechende Uniform trug. 1808 erbte Rahel Euchel geb. Wulff sein Eigentum.
1842 wurde dieser Besitz versteigert und von Rahel Euchels Erben für 1.600 Rubel erworben. Aber schon im folgenden Monat verkauften sie es für 1.500 Rubel Baruch Michelsohn. Drei Jahre später bekam Michelsohn für das Grundstück 2.100 Rubel von Behr Peretz.
1863 war Behr Peretz Kaufmann II. Gilde. 1879 hatte er hier ein Galanteriewarengeschäft. Kurzwarengeschäfte hatten hier auch Markus Kirschner und Ludwig Markau. 1884 war hier an Stelle von Ludwig Markaus Kurzwarengeschäft die Sattlerwerkstatt von Christian Blumberg.
1894 erbte die Immobilie laut Gerichtsbeschluss Rosa Markau geb. Peretz. Anfang des 20. Jh. war in ihrem Haus das Damenhut- und Kleidergeschäft von Moses Roloff.
1916 waren hier das Manufaktur- und Galanteriewarengeschäft und das Kolonialwarengeschäft von Theodor Glückmann. Den Manufakturhandel habe Glückmann hier bis mindestens 1924 gehabt.
In den 1920er Jahren hatte Dr. med. J. Friedberg hier seine Privatpraxis für "Frauen-, Kinder- und für innere Krankheiten".
1930 erbte Rosa Markuses Tochter Elke Estrowitsch das Grundstück. Zu der Zeit war hier die Schneider- und Hutmacherwerkstatt von Benno Kant.